(2016, 105 Min.) Regie: Dexter Fletcher. Drehbuch: Sean Macaulay und Simon Kelton
Im 115-minütigen Film «Jenseits von Eden» (Originaltitel: «East of Eden») werden in dramatischer Art und Weise verschiedene Gefühls-Verstrickungen dargestellt, in die wir Menschen uns ganz unbewusst in den ersten Lebensjahren hineinüberzeugen können, und die zu verschiedenen Schwierigkeiten bis hin zu Tragödien im ganzen Leben führen können.
Der Wunsch des Vaters Adam Trusk, sich eine Farm als phantasiertes Paradies (Der Garten Eden) aufzubauen, misslang: Denken, Fühlen und Handeln aller Beteiligten folgte unbewussten untauglichen Lebenslogiken, die ein erspriessliches Zusammenleben verhinderten. Das Buch und der Film zeigen, welche Schwierigkeiten entstehen, wenn man Gefühlsirrtümer nicht versteht und bezieht sich dabei auf die Bibel. Dort steht im 1. Buch Moses, wie die Eifersucht von Kain und Abel, aber auch die mütterliche Bevorzugung Jakobs gegenüber Esau und Vater Isaaks Bevorzugung des ersten Sohnes zu schweren Verwerfungen unter den Geschwistern und in der Familie führt. Wenn man die Gefühls- und Denk-Irritationen von uns Menschen immer besser erkennt und versteht, muss man nicht mehr über Abläufe hinwegsehen, die ein gutes Zusammenleben verhindern, sei es zum eigenen Schutz oder um unbewusste Ziele zu verfolgen. Dadurch wird es möglich, aus dem Gut-Böse-Schema herauszutreten, die Menschen als Produkt der Erziehung zu erkennen, die inneren Abläufe zu erforschen, Auswege zu erahnen und eine Entscheidung zu ermöglichen, sich mit dem Menschen zu versöhnen.
Vater Adam Trusk war als Kind ein bevorzugter Ältester seines gewalttätigen Vaters, wie aus dem Buch hervorgeht. Adam hatte sich schon früh seinem eifersüchtigen jüngeren Bruder Charles untergeordnet – der ihn mittels Jähzornsanfällen unbewusst in die Knie zwang und an Stärke überholte. Adam wagte es nicht, eine eigene Position im Leben einzunehmen und mit anderen in einen Gefühlsaustausch zu treten. Er versuchte, Bedeutung durch Korrektheit und gute Werke zu erhalten – und musste mit dieser Gefühlsausstattung im Leben scheitern.
Wie so oft bei einer «freiwillige» Teilnahme an Kriegen, hatte Adam Trusk kindliche Motive, 10 Jahre zum Militär zu gehen: Er konnte im Leben keine tiefen Beziehungen eigenständig aufbauen. Mit dem Militärdienst konnte er sich seinem gewalttätigen Bruder Charles entziehen und gleichzeitig seinem – verstorbenen – Vater, der im amerikanischen Bürgerkrieg ein Bein verloren hatte, phantasiert genügen. Nach seiner Entlassung zog er als Vagabund durchs Land – haltlos, weil er für sein Leben Vorgaben brauchte.
Auf dieser inneren Bewegungslinie, wenig von sich zu zeigen, sich aber hilfsbereit und brav autoritären Menschen unterordnen zu wollen, musste sich Adam zielgerichtet in Cathy Amery verlieben. Diese wurde in ihrer Kindheit so verzärtelt, dass sie ihren seelischen Haushalt auf einer starken sadomaschistischen Tendenz aufbaute: Sie triumphierte, wenn sie andere Menschen mit allen Gefühlsschattierungen so behandeln konnte, dass diese sich ganz auf sie ausrichteten und ihr sogar verfielen und sich ihr unterordneten. Sie demütigte diese Menschen daraufhin an ihrem wundesten Punkt und zerstörte sie. Sie wurde Zeit ihres Lebens für viele Männer zur femme fatale.
So nutzte Cathy Amery die Heirat mit Adam dafür, sich vor dem letzten – ausgebeuteten – Liebhaber abzusetzen. Sie stellte jedoch in derselben Nacht klar, dass sie oben steht, indem sie mit Adams eifersüchtigem und selbst dominanten Bruder Charles Sexualität hatte – obwohl oder gerade deshalb – Charles die seelischen Abgründe von Cathy erkannte. Cathy bekam Zwillinge von einem der Brüder, setzte sich danach von der Familie ab und ging in ein Bordell, in dem sie ihre Dominanzgefühle über die Männer ausleben konnte, indem diese ihr bezahlen mussten.
Vater Adam erlebte dabei – seiner Lebenslinie entsprechend – , dass er nicht in der Lage war, die – kaltblütige – Cathy bei sich halten zu können und zog sich aus dem Leben zurück. Er wurde depressiv.
Er war beeindruckt von seinem wohlerzogenen Zwillingssohn Aron, der alles darauf ausrichtete, sich moralisch korrekt zu benehmen und sich dabei innerlich kaum öffnen und sich an andere annähern konnte. Der zurückgesetzte und eifersüchtige Sohn Cal kämpfte ständig um die Anerkennung und die Liebe seines Vaters, die dieser in seiner Gefühlsarmut nicht aufbringen konnte. Gelang es Cal nicht, plagte er den Vater und seinen Bruder, um auf sich aufmerksam zu machen. Er konnte nicht ankommen: Zu sehr lehnten diese das scheinbar Böse in Cal ab. Cal wusste nicht, dass sein Vater Adam in ihm seinen Bruder Charles erlebte. Adam fühlte sich seinem Sohn Cal deshalb ausgeliefert, wenn Cal in seiner Verzweiflung und Einsamkeit seinen Vater provozierte. Adam konnte aus religiös-moralischen Gründen und aus Unwissen über die Motive der Mutter mit seinen Söhnen nicht über den Zustand der Mutter sprechen und baute eine heile Scheinwelt um seine Söhne herum auf.
Adam verlor bei einer riskanten Unternehmensentscheidung alles Geld. Cal sah seine Chance, die Zuneigung seines Vaters und eine bevorzugte Stellung gegenüber seinem Bruder zu erhalten: Er machte mit dem Anbau von Bohnen für die Armee im 1. Weltkrieg Kriegsgewinne. Sein Vater lehnte das Geld jedoch aus moralischen Gründen ab und erkannte nicht, wie sehr sein Sohn ihm näherkommen wollte. Cal griff in seiner seelischen Not darauf zurück, den bevorzugen Sohn Aron zu demütigen.
In seinem Gefühl, zurückgestellt zu sein, ging Cal auf die Annäherungsversuche von Arons Verlobte, Abra, ein. Abra fühlte sich wichtig oder sogar besser dabei, Cal helfen zu können und ihn zu verstehen. Sie wandte sich immer mehr von dem moralisch überlegenen Aron ab, bei dem sie zu wenig spontane Zuneigung erleben konnte. Aron wurde von Eifersuchtsgefühlen gepackt und konnte nicht mehr seinem wichtigsten Lebensziel folgen, besser anzukommen, indem er korrekt und religiös ist. Da er mit seinem Lebensstil nicht mehr erfolgreich war, verlor er seine Selbstsicherheit, fühlte sich zurückgesetzt und machte deshalb seinem Bruder heftige Vorwürfe.
Cal suchte im Kampf mit Aron nach weiteren Möglichkeiten, seinen Bruder zu demütigen. Er fand seine Mutter im Bordell und zwang Aron zu erkennen, dass er in einer unmoralischen Familie lebte, was er vermeiden wollte. Cal wusste und nahm es in Kauf, dass Aron daran verzweifeln und zerbrechen würde. Seine Gefühls-Verstricktheit erlaubte es Aron nicht, mit den Irritationen von sich, von seinem Vaters, seinem Bruders und seiner Verlobten zurechtzukommen. Ohne Ausblick auf eine konstruktive Lösung für seine Situation und die der Familie fuhr er – wie so viele – betrunken in den Krieg: um sich sterben zu lassen.
Adams illusionäre Welt und seine Hoffnung auf Aron als wohlerzogenem und Krieg und Gewalt ablehnenden Sohn, lösten sich ebenfalls auf, was bei ihm zu einen Hirnschlag führte und ihn bettlägrig machte. Abra brachte Adam dazu, seinen verbliebenen Sohn Cal um Hilfe zu bitten. Cal erlebte damit noch vor dem Tod des Vaters, dass dieser ihn nicht mehr ablehnte und ihm damit ein zukünftig freieres Leben ermöglichte.
Das ganze Buch „Jenseits von Eden“ ist 2020 als neunstündiges Hörspiel unter der Regie von Christiane Ohaus auf Deutsch erschienen.

Ablauf Filmbesprechung
- 16.00 h Gemeinsames Kochen, für diejenigen, die gerne mitkochen
- 17.30 h gemeinsames Essen, für diejenigen, die gerne gemeinsam essen
- 21.15 h Besprechung des Filmes: Die Filme werden vorher von jedem privat angeschaut.
Die Filmbesprechungen finden in Dübendorf, Im Schossacher 17, 3. Stock statt.
Alle menschlichen Verfehlungen sind das Ergebnis eines Mangels an Liebe.